Auf Grundlage der Einführung der Verpackungsverordnung entstanden in Deutschland ab 1993 verschiedene Sammel- und Entsorgungssysteme. Bereits ein halbes Jahr vor Inkrafttreten der Verpackungsverordnung gründeten die deutschen Papiersackhersteller sowie in- und ausländische Sackpapierhersteller gemeinschaftlich ein eigenes System zur Rücknahme, Sortierung und Verwertung der in den deutschen Markt gebrachten Papiersackverpackungen. Das daraus entstandene REPASACK-System – bis heute das einzige Rücknahmesystem, das von einer gesamten Branche gegründet wurde – erfreut sich seitdem einer ungebrochen hohen Akzeptanz bei Industrie und Herstellern.
17 und 14
Die REPASACK GmbH wurde ursprünglich als Non-Profit-Gesellschaft von 17 deutschen Papiersackherstellern und 14 Vertretern der westeuropäischen Sackpapierhersteller ins Leben gerufen. Denn zum einen hätte die Entsorgungsgebühr für das bis dahin einzige flächendeckende Sammel- und Entsorgungssystem „Duales System Deutschland“ den Sackpreis leicht verdoppeln können. Zum anderen kann durch das gesonderte Sammeln des Sackpapiers eine einheitlichere Qualität der Papierfasern sichergestellt werden. Im Jahr 2000 wurde die REPASACK schließlich zu 100 Prozent von der INTERSEROH – einem privaten Kölner Recyclingunternehmen, das wiederum seit 2008 unter der Dachmarke ALBA Group agiert – übernommen. Dem Zuspruch der Papiersackhersteller hat das keinen Abbruch getan. Sie empfehlen ihren Kunden das System und dessen Mehrwert nach wie vor mit Nachdruck. Indes hat sich auch die Zahl der Papiersackhersteller in Deutschland im Laufe der Jahre verändert: Von 17 im Jahr 1992 hat sich der Markt in Deutschland heute auf acht Unternehmen verdichtet.
Aus 20 mach 5
Gebrauchte Papiersäcke weisen – bezogen auf das durchschnittliche Leersackgewicht – teilweise einen Anteil von Restfüllgütern von bis zu 20 Prozent aus, z. B. in Form von Baustoffen, Mineralien oder Lebensmitteln. Eine echte Herausforderung, denn die Befreiung der gebrauchten Papiersäcke von den Reststoffen ist eine Grundvoraussetzung für die Rückführung der langen Kraftsackpapierfaser in den Papierkreislauf. Die Reinigung der Säcke muss zudem ohne Hinzugabe von Wasser erfolgen. Speziell für diesen Zweck wurde Anfang der 90er-Jahre eine einzigartige Reinigungsanlage konzipiert, die bis heute in Europa – und wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt – einzigartig ist. Mit Schreddern, Spannwellensieben, Hackerventilatoren und Papierabscheidern werden die Restanhaftungen in einem rein trockenmechanischen Verfahren auf unkritische 2 bis 5 Prozent reduziert. Für eine optimale Entsorgung der Füllgutreste werden die gebrauchten Papiersäcke streng getrennt nach definierten Füllgutgruppen in der Reinigungsanlage verarbeitet. Sackware aus dem Gefahrstoffbereich sowie Säcke mit stark färbenden Restinhalten werden ausgesondert und können aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften nur noch thermisch verwertet werden. Die aufbereiteten Papierfasern werden schließlich im Sinne eines geschlossenen Kreislaufs als Sekundärrohstoff wieder der papierverarbeitenden Industrie zugeführt. Die Anlage ist für eine Jahres-Durchsatzleistung von max. 35.000 Tonnen im Drei-Schichtbetrieb ausgelegt.
4.000 durch 350
Zentrales Element des Systems ist seit jeher das REPASACK-Symbol, welches sozusagen als „Rückfahrschein“ für den Papiersack fungiert. Gegen Entrichtung einer Lizenzgebühr können Unternehmen der abfüllenden Industrie das Symbol auf die für den deutschen Markt bestimmten Papiersäcke aufdrucken lassen. Im Gegenzug brauchen sich die Befüller für ihre Kunden – die gewerblichen Endverbraucher – keine weiteren Gedanken zur ordnungsgemäßen Entsorgung zu machen. Denn der Aufdruck des REPASACK-Symbols liefert die Lösung gleich mit. Seit Einführung des REPASACK-Systems machten bereits mehr als 4.000 Industrieunternehmen davon Gebrauch (30 Prozent davon aus ausländischen Märkten). Die gewerblichen Endverbraucher können die leeren Säcke mit dem REPASACK-Symbol zur Entsorgung ganz einfach kostenfrei in das System zurückgeben. Zu diesem Zweck stehen deutschlandweit 350 Annahme- und Sammelstellen zur Verfügung.
Von 60 auf 100
Neben allen deutschen arbeitet die REPASACK mit rund 60 internationalen Papiersackherstellern (z. B. aus China, Singapur, Mexico, USA u.v.m.) zusammen, die Verpackungen zur „Inverkehrbringung“ in den deutschen Markt fertigen. Annähernd 100 Prozent der über das REPASACK-System gesammelten Papiersäcke werden stofflich recycelt und tragen so zum aktiven Umweltschutz bei.
13.650 Mal um die Erde
Seit Bestehen der REPASACK wurden rund 350.000 Tonnen Papiersäcke zurückgenommen und verwertet. Durch das stoffliche Recycling wurden zirka 75.000 Tonnen CO2-Äquivalent (Klimagase wie z. B. Kohlendioxid oder Methan) nicht emittiert. Bei einem durchschnittlichen CO2-Ausstoß der Pkw-Neuzulassungen in Deutschland von 137 g/km (Stand Ende 2013) sind das umgerechnet über 547 Mio. Pkw-Kilometer. Das entspricht in etwa 13.650 Erdumrundungen am Äquator.
Nachhaltige Lösungen für nachhaltiges Wachstum
In der Organisation der Warenverteilung und -versorgung sind Verpackungen schlicht unverzichtbar. Laut Prognosen wird der weltweite Verbrauch an Verpackungsmaterialien in den nächsten Jahren stetig steigen. Mit dieser Entwicklung gehen ein zunehmender Ressourcen- und Energiebedarf sowie ein erhöhtes Abfallaufkommen einher. Daher sind vor allem Verpackungslösungen gefordert, die Ressourcen schonen, Abfall vermeiden und in hohem Maße wiederverwertbar sind. „Der Papiersack und das REPASACK-System sind ein schlagkräftiges Team auf dem Weg von der Abfall- zur Kreislaufwirtschaft – ein System mit Vorbildcharakter“, betont Alfred Rockenfeller, Vorsitzender der Gemeinschaft Papiersackindustrie e. V. Die Verwertung und das Recycling von Kraftpapiersäcken finden übrigens nicht im Verborgenen statt: Interessierte haben nach Vereinbarung die Möglichkeit, die einzigartige REPASACK-Reinigungsanlage in Oberhausen zu besuchen und die Recyclingprozesse vor Ort mitzuerleben.