Für den höheren Absatz von Papiersäcken für Milchpulver nennt GemPSI-Mitglied Norbert Feldmann zwei Gründe: „Die Milchpreise sind zurzeit im Keller, weil zu viel Milch auf dem Markt ist. Zudem darf aufgrund des Einfuhrverbots für Fleisch, Obst, Gemüse und Milchprodukte seit August 2014 keine Frischmilch mehr nach Russland exportiert werden. Das hat zur Folge, dass die überschüssige Milch getrocknet und eingelagert wird.“ Das wirkt sich positiv auf den Absatz von Papiersäcken aus, die speziell für den Transport von Milchpulver gefertigt werden. Die größten Abnehmer sind Molkereien in Zentraleuropa, die ihr Trockenpulver in Papiersäcken weltweit exportieren, insbesondere in die dritte Welt, nach China und Japan. Neben Produkten für die Lebensmittelindustrie produzieren sie Milchpulver für Babynahrung sowie für die pharmazeutische Industrie.
Besonderheiten beim Papiersack für Milchpulver
„Bei der Verpackung von Lebensmitteln hat Produktschutz eine ganz andere Dimension als dies zum Beispiel bei Füllgütern wie Sand oder Baustoffen der Fall ist“, so Feldmann. Neben einer optimalen Schutz-, Transport- und Lagerfähigkeit muss die gesamte Verpackung gesundheitlich unbedenklich sein – bis hin zu verwendeten Klebern und Druckfarben. Zudem müssen mögliche Wechselwirkungen zwischen Packstoff und Lebensmittel berücksichtigt und strenge gesetzliche Hygienevorschriften erfüllt werden: von der Handdesinfektion der Mitarbeiter bis zur Kontrolle der Papiersäcke auf Metallpartikel. „Für Babynahrung und Medizinprodukte sind die hygienischen Anforderungen natürlich besonders hoch“, erklärt Feldmann. Mit seiner technisch besonders ausgetüftelten Konstruktion und Zusammensetzung sowie einer strengen Hygienekontrolle erfüllt der Papiersack für Milchpulver all diese Voraussetzungen problemlos.
Milchpulversack bietet enorme Dichtigkeit und Stabilität
Der typische Papiersack für Milchpulver ist ein offener Kreuzbodensack mit einem Fassungsvermögen von 25 kg. Im Durchschnitt besteht er aus zwei oder drei Lagen Kraftpapier mit einer Grammatur von 70-90 g. Um das Milchpulver optimal vor Sauerstoff, Wasserdampf oder Fremdgerüchen zu schützen, wird eine lebensmittelverträgliche Schlauchfolie im Innern des Papiersacks eingearbeitet und so verschweißt, dass ein innerer Foliensack entsteht. Dieser kann ohne Rückstände von der äußeren, evtl. verschmutzen Papierhülle getrennt werden. Damit ist er dank seiner hygienischen Voraussetzung für spezielle Reinräume zugelassen, die für die keimfreie Produktion von Lebens- und Arzneimitteln genutzt werden. Das außenliegende feste Kraftpapier stellt sicher, dass der Inhalt beim Handling und Transport optimal geschützt ist und dass die Säcke sicher und stabil stehen. Weitere Pluspunkte für den Papiersack: Er lässt sich mit lebensmitteltauglichen Farben bedrucken. Im Vergleich zu einem reinen Form-Fill-Seal-Foliensack kommt er mit weniger Kunststoff aus und punktet zudem durch eine bessere Haptik und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Entwicklungen für spezielle Anforderungen oder Notfälle
Mit besonderen Konstruktionen wie einem gestaffelten Kreuzbodensack, einer Z-Faltung oder Mikro-Perforationen des inneren Foliensacks erleichtern die Papiersackhersteller ihren Kunden den Abfüllprozess. Integrierte Aufreißfäden sowie eine spezielle Einarbeitung des Folien- und Beschichtung des Papiersacks stellen zudem eine einfache Öffnung und Entnahme des Foliensacks für die Weiterverarbeitung sicher. Für die EU fertigt die deutsche Papiersackindustrie spezielle Papiersäcke nach vorgeschriebenen Standards: so genannte EU-Interventionssäcke. Sie werden für die Einlagerung von Milchpulver genutzt, das die EU bei Krisen oder Katastrophen zeitnah in die entsprechenden Gebiete verschifft. Die spezielle Ausführung ist noch stabiler als ein üblicher Exportsack. Die Säcke enthalten zwischen den Papierschichten eine zusätzliche Barrierefolie und sind über Jahre haltbar.