„Um eine gute Lagerfähigkeit sicherzustellen, muss eine Verpackung verschiedenste Aufgaben erfüllen“, erklärt Dyckerhoff. „Natürlich sollte sie fest sein, damit sie nicht leicht reißt. Am wichtigsten ist jedoch, dass sie die ausgewiesenen Produkteigenschaften bis zur Verarbeitung durch den Endkunden erhält.“ Dazu gehören bei Baustoffen wie Fliesenklebern beispielsweise die Klebkraft oder die Topfzeit. Topfzeit nennt man die Zeit, in der das Produkt nach Anrühren verarbeitet werden muss, bevor es erhärtet. „Darüber hinaus muss die Verpackung auch vor weiteren Qualitätsverlusten des Produkts schützen: von der Reduzierung der Streichfähigkeit oder der Wasserlöslichkeit durch Wasserdampfabsorption bis hin zu Produktveränderungen, die gesundheitsschädigend sein können“, sagt Dyckerhoff. „Zum Beispiel können Mikroorganismen wie Schimmelpilze in Lebensmitteln wachsen, wenn sie zu feucht und warm gelagert werden und die Verpackung über keine geeignete Wasserdampfbarriere verfügt. Werden zementhaltige Baustoffe nicht ausreichend vor Feuchtigkeit geschützt, können sie vorzeitig mit Wasserdampf reagieren und der Zement bindet ab, das heißt erhärtet. Außerdem können Chromate entstehen, die Hautallergien auslösen können.“
Papiersackkonstruktion aufs Produkt anpassen
Qualitätsverluste und Produktveränderungen werden durch externe Einflüsse wie Licht-, Hitze-, Sauerstoff- sowie Feuchtigkeitseinwirkung oder durch das Eindringen von Fremdkörpern begünstigt. „Daher ist es bei der Wahl der optimalen Verpackung wichtig, die Eigenschaften des zu verpackenden Produkts zu berücksichtigen“, sagt Dyckerhoff. Öl- und fetthaltige Produkte wie Kakao- oder Milchpulver müssen beispielsweise vor Wärme, Feuchtigkeit, Sauerstoff und Licht geschützt werden, da diese die Fette darin oxidieren und migrieren lassen, was eine Veränderung der Produkte zur Folge haben kann. Hier bietet der Papiersack beste Voraussetzungen: Er schützt vor UV-Strahlung, kann hohe Temperaturen bis ca. 100 Grad Celsius aushalten und verfügt über eine geringe Wärmeleitfähigkeit, so dass die äußere Hitze weniger ans Produkt im Innern abgegeben wird. Um Produkte zuverlässig vor Feuchtigkeit zu schützen, muss die Barriereschicht intakt sein, gleichzeitig muss die beim Abfüllen zugeführte Luft aus dem Inneren durch kluge Entlüftungskonzepte entweichen können. Die deutsche Papiersackindustrie bietet unter anderem verschiedene witterungsbeständige Lösungen für die Lagerung im Freien an. „Der besondere Vorteil: Wir nutzen nur so viel Folie wie nötig und so wenig wie möglich“, erklärt Dyckerhoff. „So profitieren unsere Kunden von einer nachhaltigen, recycelbaren Verpackung mit hohem Produktschutz.“
Eine dünne Folienschicht wird auch eingesetzt, um Produkte vor Sauerstoff oder fremden Gerüchen aus der Umgebung zu schützen. Manche Produkte wie etwa Mehl oder Stärke werden mit einer gewissen Feuchtigkeit im Produkt abgefüllt, müssen deshalb mit der Umgebungsluft in Kontakt stehen, damit sich kein Schimmel bildet. Dank ihrer natürlichen Porosität sind Papiersäcke für solche Produkte die beste Lösung, da sie sie „atmen“ lassen. Zudem lässt Papier Feuchtigkeit entweichen, sodass in den Säcken kein Kondenswasser entstehen kann. Nicht zuletzt sind Papiersäcke aufgrund ihrer Konstruktion und Beschaffenheit sehr gut stapelbar und können stabil palettiert und gelagert werden. „Die Anforderungen an Verpackungen zum Schutz der Produkte und zur Verlängerung ihrer Haltbarkeit sind in den letzten Jahren gestiegen“, erklärt Dr. Sven Sängerlaub, Professor für Verpackungstechnik an der Hochschule München. „So spart eine gute Verpackung heute mehr Ressourcen als sie selbst an Ressourcen verbraucht, weil sie Verluste reduziert.“
Lieferkette und Lagerbedingungen im Blick
Neben den Eigenschaften eines Produkts sollten auch die Vertriebswege und -dauer sowie die Bedingungen, bei denen es transportiert und gelagert wird, bei der Verpackungswahl berücksichtigt werden. Aufgrund von zunehmenden Produktspezialisierungen, wie man sie beispielsweise im Baustoffbereich hat, sind zwischen Abfüller und Einzelhandel teilweise noch Großhändler zwischengeschaltet. Manche Produkte müssen zudem durch den Zoll. All diese Stationen bringen unterschiedliche Lagerbedingungen mit sich – und sie kosten (Lager-) Zeit. Die Beratung der Kunden ist ein wichtiger Erfolgsfaktor bei der Entscheidung für die optimale Verpackung. „Je besser wir einschätzen können, wie häufig ein Produkt transportiert oder zwischengelagert wird, bis es beim Endverbraucher ankommt – und welche Lagerbedingungen dort zu erwarten sind, desto besser können wir die Sackkonstruktion auf diese Anforderungen abstimmen“, erklärt Dyckerhoff. „In einer Klimakammer simulieren wir auch extreme klimatische Bedingungen, um den Effekt von Temperatur- oder Feuchtigkeitsschwankungen auf das Füllgut bei unterschiedlichen Sackkonstruktionen zu testen.“
Lagerbeständigkeit von mindestens 18 Monaten
Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts Sintef1 ergab: Wenn man Zement mindestens 18 Monate lagern möchte, dann bieten Papiersäcke eine gute Lagerbeständigkeit. Ob Gesamtgewicht, Hydrationsgrad, Mörtelfestigkeit, anfängliches Fließverhalten oder 28-Tage-Druckfestigkeit – Qualität und Produkteigenschaften der periodisch entnommenen Zementproben entsprachen den Anforderungen der Zementindustrie in vollem Umfang.
Empfehlungen für Lagerung und Handling
Eine weitere wichtige Voraussetzung für die Lagerfähigkeit ist die richtige Handhabung der Papiersäcke. Umfangreiche Informationen hierzu hat die europäische Papiersackindustrie in ihren Empfehlungen zur Handhabung von Papiersäcken für Abfüller und Best-Practice-Anweisungen für die Distribution gefüllter Säcke sowie für Einzelhändler veröffentlicht. Die Broschüren enthalten nützliche Ratschläge für Abfüller, Lieferanten und Händler, wie sie in ihren Betrieben Schäden in der Papiersack-Lieferkette vermeiden können. Um das Handling für die Endnutzer zu erleichtern, bietet die deutsche Papiersackindustrie zudem Sackkonstruktionen mit Trage- und Öffnungshilfen an.