GemPSI - Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V.

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Die Geschichte des Sackpapiers – von der Banane zum Hightech-Material

Am 24. Juni 1390 gründete der Ratsherr Ulmann Stromer in Nürnberg die erste Papiermühle. Damit legte er den Grundstein für die traditionsreiche Geschichte der Papierherstellung in Deutschland, die in diesem Jahr ihr 625-jähriges Jubiläum feiert. Ein Anlass für die Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V. (GemPSI), einen Blick auf den Werdegang des Sackpapiers zu werfen, das Basis für die Qualität und Leistungsfähigkeit von Papiersäcken ist.

Nicht ganz so lang, aber genauso ideenreich wie die Entwicklung des Papiers in Deutschland, ist die Geschichte des Sackpapiers. Sie begann im US-Bundesstaat New York vor dem Ausbruch des amerikanischen Bürgerkriegs. 1859 wurde dort ein hochfestes, schon seit einigen Jahren für Verpackungszwecke verwendetes Spezialpapier erstmals industriell zu Säcken verarbeitet, als James Arkell die erste Papiersackfabrik gründete. Papiersäcke ersetzten Holzfässer, die bis dahin das Hauptverpackungsmittel waren, um Mehl vom Mittleren Westen an die Ostküste zu verschiffen sowie Baumwollsäcke, die für den weiteren Transport des Mehls zum Endverbraucher genutzt wurden. Das Material Papier wies besondere Vorteile auf: Weil es wesentlich weniger kostete als Holzfässer, konnte es als preiswerte Einweg-Verpackung genutzt werden. Zudem war es leicht, hygienisch und sauber. Im Gegensatz zu textilen Säcken konnten Insekten oder Gerüche nicht durch das Sackpapier in die Waren eindringen und sie beeinträchtigen. Nach der Mehlindustrie stieg ab 1905 auch die Zementindustrie auf Papier als Verpackungsmaterial um. Endgültig durchsetzen konnte sich der industrielle Papiersack im Jahr 1924 dank einer Erfindung des Amerikaners Adelmer Bates. Mit dem von ihm entwickelten Ventilsack gelang es, die Staubbelastung der Arbeiter beim Abfüllen von Zementsäcken zu senken und die dadurch verursachten gesundheitlichen Probleme auszuräumen.

Das Sackpapier von damals hat jedoch mit dem leistungsstarken Hightech-Material von heute nichts mehr gemeinsam außer seinem Verwendungszweck: Der Papiersack ist immer noch das Verpackungsmittel der Wahl für trockene Schüttguter. Heute werden Nahrungsmittel, Baustoffe, Futtermittel sowie Saatgut und Chemikalien darin abgefüllt. Um das Füllgut bestmöglich zu schützen und die Verwendung des Sacks zu vereinfachen, hat die Sackpapierindustrie kontinuierlich an Verbesserungen gearbeitet. Moderne Sackpapiere verfügen über eine Fülle von Eigenschaften, wie zum Beispiel (Rutsch-)Festigkeit, Elastizität, Luftdurchlässigkeit oder Bedruckbarkeit. „Mit dem bloßen Auge sieht man in den letzten 20 Jahren zwar keinen großen Unterschied zwischen dem Sackpapier von heute und damals“, erklärt Alfred Rockenfeller, Vorsitzender der GemPSI. „Aber nimmt man es genauer unter die Lupe, wird schnell deutlich, aus welch‘ einem hochentwickelten Material der heutige Papiersack besteht und wie viele Innovationen und Ideen im Sackpapier und im Papiersack stecken.“

Warum Kraft im Sackpapier steckt
In seinen Anfängen wurde Sackpapier aus altem Segelschiff-Tauwerk hergestellt, das aus Fasern der Abaca-Pflanze bestand, einer philippinischen Bananenart, auch Manila-Hanf genannt. Das Papier hatte eine gelblich-braune Färbung und erwies sich als äußerst belastbar. Heute wird Sackpapier aus Holz hergestellt. Die Verwendung von Holz als Rohstoff für Papier geht auf den Engländer Hugh Burgess zurück. Doch erst Carl Ferdinand Dahl aus Danzig legte den Grundstein für holzbasiertes Sackpapier, als er 1879 einen Prozess erfand, bei dem Cellulose durch Kochen aus dem Holz von Bäumen oder aus einjährigen Pflanzen wie Schilf oder Getreide aufgeschlossen wird. Die dadurch gewonnenen Zellstoffe ergeben ein sehr festes Papier.

Sackpapier besteht zu einem hohen Anteil aus frischem – also nicht-recyceltem – langfaserigen Nadelholz-Zellstoff. Das verleiht ihm seine besonders hohe mechanische Belastbarkeit. Weil es so stark ist, hat sich das deutsche Wort „Kraft“-Papier dafür international eingebürgert. Belastbarkeit ist eines der wesentlichen Eigenschaften, die Sackpapiere aufweisen müssen, um den hohen Beanspruchungen zu widerstehen, denen sie bei Befüllung, Transport und Lagerung ausgesetzt sind. Allein in den letzten 20 Jahren konnte die Sackpapierindustrie diese zentrale Eigenschaft des Sackpapiers durch Fortschritte in der Papiertechnologie um 45 % verbessern.

Günstige Ökobilanz
Da Kraftpapier ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, die aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen, überzeugt es auch mit einer guten Ökobilanz. Aufgrund seiner besonders langen Fasern ist es zudem hervorragend für den stofflichen Verwertungskreislauf geeignet. Sie können bis zu acht Mal recycelt werden. Ist eine Wiederverwertung nicht mehr möglich, werden die Fasern z. B. für die Energiegewinnung verbrannt oder kompostiert, ohne dabei schädliche Emissionen zu verursachen. So kommt es, dass der Papiersack eines von wenigen industriell gefertigten Produkten ist, dessen gesamter Verwendungszyklus umweltneutral ist.

Schnelle Abfüllgeschwindigkeiten
Auch beim Thema Luftdurchlässigkeit war die Sackpapierindustrie erfinderisch. Hochporöses Sackpapier ermöglicht es, dass pulverförmige Füllgüter in hoher Geschwindigkeit und ohne Staubentwicklung abgefüllt werden können, da es die durch das Füllverfahren in die Säcke gedrückte Luft entweichen lässt. Obwohl Papier eine natürliche Porosität aufweist, wurden und werden auch heute noch Zementsäcke mit Hilfe von Nadelwalzen perforiert, um die beim Abfüllprozess verwendete Luft möglichst schnell entweichen zu lassen. Aber in den letzten 20 Jahren ist es der Sackpapierindustrie gelungen, die Struktur ihrer Produkte so zu verändern, dass auf die Nadelung komplett verzichtet werden kann. Die Porosität nahm um 29 % zu, bei gleichzeitiger Steigerung der Festigkeit.

Geringes Flächengewicht
Die erzielten Qualitätsverbesserungen ermöglichten signifikante Reduktionen des Flächengewichts. So wiegt ein durchschnittlicher Papiersack heute rund 25 % weniger als noch vor 15 Jahren. In vielen Fällen macht sein Gewicht deutlich weniger als ein Prozent des Packguts aus – bei gleicher oder verbesserter Schutzfunktion. Das wirkt sich auch positiv auf die Preise für Papiersäcke aus. Denn Papier ist ein wesentlicher Kostenfaktor bei der Sackherstellung. Beispielsweise kann es bei einem einfachen Zementsack mehr als 60 % der Produktionskosten ausmachen.

 
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